Jeder Berliner kennt sie, und doch hat kaum einer sie je besucht – die gewaltigen Lagerhallen, die sich zwischen Beusselstraße und Neuem Ufer entlang des Westhafenkanals erstrecken. Dabei gehen die meisten Lebensmittel, die wir tagtäglich verzehren, hier hindurch. Denn dies ist der „Berliner Großmarkt“, mit rund 600.000 Tonnen Warenumschlag im Jahr, der drittgrößte Lebensmittelmarkt in Deutschland. Nur die Handelsplätze in Hamburg und München sind noch etwas größer.
Gegründet wurde die Betreibergesellschaft Berliner Großmarkt an einer prominenten Adresse: am Alexanderplatz. Hier wurde zwischen 1883 und 1886 die „Zentralmarkthalle“ errichtet, von der aus alle anderen Markthallen in Berlin versorgt wurden. Im Krieg wurde sie schwer beschädigt und später größtenteils abgerissen. Der Teil des Gebäudes, der stehen blieb, beherbergte später das Shopping-Center Berlin Carré und soll ab 2017 als Kaufland-Markt weiterbetrieben werden.
Der Berliner Großmarkt jedoch zog 1949 erst nach Mariendorf und – immer größer werdend – 1965 schließlich an die Beusselstraße. Hier arbeiten heute rund 2.500 Menschen für über 7.000 Kunden aus dem Einzelhandel. Die Hallen sind sieben Tage die Woche rund um die Uhr geöffnet. Hier wird präzise wie ein Uhrwerk gearbeitet, um die Stadt tagtäglich mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Es gibt eine eigene Müllverwertungsstation, lokale Reinigungsteamsund eigene Werkstätten. Auf den Dächern der Hallen erzeugt eine knapp 39.000 Quadratmeter große Fotovoltaikanlage rund 1.600 Megawattstunden Strom im Jahr. Dass es die größte ihrer Art ist, passt gut zu diesem Lebensmittelmarkt der Superlative, der wirklich alles hat – nur leider nicht für alle. Man kann die Hallen zwar besuchen, aber einkaufen dürfen hier nur Händler.
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