Herr Naumann, vor 100 Jahren wurde im Rahmen des Groß-Berlin-Gesetzes die städtebauliche Lücke zwischen Schmargendorf und Wilmersdorf für kommenden Wohnungsbau festgeschrieben, aber nach der Reichsbanksiedlung war vorerst Schluss. Markiert das Maximilians Quartier einen Neustart?
Sicher nicht im Sinne der historischen Pläne, die ja für den gesamten Verlauf der Forckenbeckstraße Wohnviertel vorsahen. Das Maximilians Quartier ist zwar ein wichtiger Beitrag für den dringend benötigten Wohnungsneubau im Bezirk, aber kein Auftakt für weitere Entwicklungen in dem Rahmen, wie er damals angedacht wurde. In einem so verdichteten Bezirk wie Charlottenburg-Wilmersdorf ist auch der Erhalt von Grünflächen und Kleingärten, also nicht versiegeltem Stadtraum von großer Bedeutung. Schon das Maximilians Quartier war daher jahrelang ein kommunalpolitischer Streitpunkt. Obwohl wir am Ende einen tragfähigen Kompromiss zwischen den Interessen der Kleingärtner und der Errichtung neuen Wohnraums gefunden haben, besteht natürlich ein gewisser Schmerz fort. Kleingärten zu sichern und vor allem bezahlbaren Wohnungsbau zu realisieren, das ist die zentrale politische Herausforderung der nächsten 10 Jahre.
Nun sind allein im Maximilians Quartier schon 973 neue Wohnungen entstanden. Wie gut ist die Infrastruktur im Bezirk auf weiteres Wachstum eingestellt?
Es ist ja gerade die reichhaltige Bildungs- und Kulturlandschaft, die Charlottenburg-Wilmersdorf für viele Menschen so lebenswert macht. In der Bezirksregion Schmargendorf haben wir beispielsweise im Bereich der öffentlichen Schulen mit fünf Grundschulen und zwei Gymnasien eine überdurchschnittliche Versorgungsquote, gemessen am relativ hohen Altersdurchschnitt der Bevölkerung. Derzeit sind hier nur 4,6 Prozent der Einwohner unter sechs Jahre alt. Doch das wird sich durch Wohnungsneubau und demografischen Wandel schon in den nächsten fünf Jahren ändern. Die Zeichen stehen auf Verjüngung. Deshalb gehört zum Maximilians Quartier auch eine Kita mit 120 Plätzen, der frühere Kita-Standort in der Cunostraße wird mit weiteren 190 Plätzen wieder hergerichtet und im Umfeld der Carl-Orff-Schule entstehen noch einmal 60 Plätze. Bei den Schulen sehen wir bis 2029 einen Bedarf von 450 Plätzen. Das können wir mit modularen Ergänzungsbauten auffangen.
Und wie sieht es mit dem ÖPNV aus? Wird es künftig eine Buslinie entlang der Forckenbeckstraße geben?
Das wäre sinnvoll, und auch die BVG befürwortet das. Die abschließende Entscheidung der zuständigen Senatsverkehrsverwaltung steht allerdings noch aus.
Inzwischen ist das Maximilians Quartier zu großen Teilen fertig. Haben Sie sich dort schon umgesehen? Wie gefällt Ihnen das Ergebnis?
Insgesamt habe ich einen sehr positiven Eindruck. Wohnumfeld und Wohnqualität passen gut zusammen. Wenn man sich mit Schmargendorfern und Schmargendorferinnen unterhält, stellt man schnell fest, dass es im gesamten Ortsteil nur wenig Fluktuation gibt. Wer hier wohnt, bleibt oft für immer. Das wird im Maximilians Quartier sicher auch so sein. Was ich persönlich besonders schön finde, ist die Benennung des Quartiersplatzes nach dem Ufa-Generalmusikdirektor Werner Richard Heymann. Heymann gehörte zu den berühmtesten Komponisten der Weimarer Republik und lebte lange Zeit unter verschiedenen Adressen in Charlottenburg und Wilmersdorf. 1933 musste er wegen seiner jüdischen Abstammung emigrieren, machte Karriere in Hollywood und kehrte 1951 nach Deutschland zurück. Leider war es aufgrund der Pandemie nicht möglich, die Einweihung gebührend zu feiern, aber immerhin konnte ich mich mit seiner Tochter und Nachlassverwalterin Elisabeth Trautwein-Heymann vor Ort treffen. Die Familie ist sehr glücklich über die Benennung. Wenn die Pandemieentwicklung es zulässt, soll die Benennung noch mit einer kleinen Feier gewürdigt werden.
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